Orpheus Lesung | Udo Samel

UND ICH WANDTE MICH UM | Sonette an Orpheus – eine literarisch-musikalische Kollage

In seinem Essay Der Blick des Orpheus sinniert der französische Philosoph Maurice Blanchot über die Bedeutung des folgenschweren Blicks des Orpheus: Wenn Orpheus zu Eurydike hinabsteigt, ist die Kunst die Macht, durch die sich die Nacht auftut, meinte der Dichter Maurice Blanchot. Orpheus erscheint als die Künstlerfigur schlechthin; eine, in der das apollinische wie das dionysische Prinzip zusammenfließen – und damit die Dialektik, wie sie Friedrich Nietzsche formulierte, auflöst. Doch die vergebliche Rückholung Eurydikes zeigt das Scheitern, zeigt die Grenze auf zwischen der Allmacht der Musik und der Macht des Menschen. Orpheus besiegte die Hölle, heißt es bei Monteverdi, und wurde besiegt von den eigenen Gefühlen. Gerade in diesem Scheitern ist Orpheus Mensch, und die natur- und götterbetörende Musik erweist sich als größer, größer als jener, der sie erschaffen hat. (Harry Lachner | SWR | 2017)

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Besetzung

Udo Samel | Sprecher
Oliver Wille | Violine
Markus Becker | Klavier

Programm

Werke von John Dowland, Gabriel Fauré, Enno Poppe und Maurice Ravel kombiniert mit Manfred Trojahns „Sonette an Orpheus“ – Sechs Adagios für Sprecher, Violine und Klavier nach Texten von Rainer Maria Rilke. Durchbrochen von Lesungen aus: Horaz „Die Dichtkunst“, Thomas von Aquin „Über die Seele“, Cesare Pavese „Gespräche mit Leuko“, Adonis „Spiegel für Orpheus“, Ingeborg Bachmann „Dunkles zu sagen“, Rainer Maria Rilke „Sonette an Orpheus“. Details siehe Infobroschüre.

Pressestimmen

Das Verweben von Text und Musik war geschickt gelöst Markus Becker (Klavier) und Oliver Wille (Violine) gingen sehr behutsam mit den Tönen um und ließen der Stimme von Samel genügend Raum zur deklamatorischen Entfaltung.

Aber Samel macht es gut: las langsam, schön betont, klar. Und die Musik war ganz ausgezeichnet gewählt. Nicht nur die Lieder von Dowland betteten die Texte in eine zeitlose Stimmung ein und verliehen ihnen Atmosphäre.

kultur-in-emden.de | Ina Wagner | 2.7.2023

UND ICH WANDTE MICH UM | Sonette an Orpheus – eine literarisch-musikalische Kollage

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In seinem Essay Der Blick des Orpheus sinniert der französische Philosoph Maurice Blanchot über die Bedeutung des folgenschweren Blicks des Orpheus: Wenn Orpheus zu Eurydike hinabsteigt, ist die Kunst die Macht, durch die sich die Nacht auftut, meinte der Dichter Maurice Blanchot. Orpheus erscheint als die Künstlerfigur schlechthin; eine, in der das apollinische wie das dionysische Prinzip zusammenfließen – und damit die Dialektik, wie sie Friedrich Nietzsche formulierte, auflöst. Doch die vergebliche Rückholung Eurydikes zeigt das Scheitern, zeigt die Grenze auf zwischen der Allmacht der Musik und der Macht des Menschen. Orpheus besiegte die Hölle, heißt es bei Monteverdi, und wurde besiegt von den eigenen Gefühlen. Gerade in diesem Scheitern ist Orpheus Mensch, und die natur- und götterbetörende Musik erweist sich als größer, größer als jener, der sie erschaffen hat. (Harry Lachner | SWR | 2017)

Besetzung

Udo Samel | Sprecher
Oliver Wille | Violine
Markus Becker | Klavier